Was ist Tantramassage?

Ein Wort zu den philosophischen und therapeutischen Hintergründen

Viele Tantramassagen, die angeboten werden, haben mit Tantra nichts zu tun. Leider ist der Begriff nicht geschützt, und so tummelt sich allerlei unter dieser Bezeichnung: durchaus seriöse Massagen mit tantrischem Hintergrund, Massagen mit schlecht bis gar nicht ausgebildeten Frauen bis hin zu erotischen und sexuellen Dienstleistungen. Also: Augen auf!

Diese Texte dienen der Information und Orientierung. Ich selbst vergebe KEINE Massagetermine.

Der Körper ist der “Tempel der Seele”. Die Berührung der Haut berührt die Seele und bringt Körper und Seele in eine neue Harmonie.
Durch Tantra ist es möglich, eine neue Beziehung zum eigenen Körper und der ihm innewohnenden Sinnlichkeit aufzubauen. Deshalb berührt eine Tantra-Massage immer den gesamten Körper und das ganze Wesen.

Die Tantra-Massage basiert auf Grundlagen und Methoden aus verschiedenen fundierten Massagetechniken. Sie integriert Wissen und Elemente aus Bioenergetik, Yoga und Sexualtherapie. Damit ermöglicht sie die Lösung von Blockaden und die Befreiung der sexuellen Energie.

Die Massage umfasst den ganzen Körper einschliesslich der Genitalregion. Die letzte Sequenz gehört der Yoni Massage bzw. Lingam Massage. Sowohl Yoni als auch Lingam sind das Tor zur Lust. Sie können gleichfalls alle Erlebnisse und Gefühle speichern, die sich als Verspannungen auch in diesen Körperteilen festsetzen und den freien Fluss der sexuellen Energie behindern.

Für alle Sinne

Die Tantra Massage regt alle Sinne an. Die Empfindsamkeit und die Präsenz, die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt, erhöhen sich. Loslassen und Hingabe stehen im Zentrum, die Wahrnehmung ist nach innen gerichtet. Sie richtet sich in den Körper und auf die eigenen Empfindungen. Es verbinden sich tiefe Entspannung und Wohlgefühl einerseits und andererseits die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit konkreten sexualtherapeutischen Themen. Der Rahmen ist geschützt und frei von Scham, Leistungs- und Erwartungsdruck.

Die Rollen sind klar definiert: der / die Liegende bleibt die ganze Zeit passiv, präsent und in der empfangenden Position. Die Massage wird in einer absichtslosen und nicht-zielgerichteten Haltung ausgeführt. Die Aufmerksamkeit ist vollkommen auf den Empfangenden eingestellt. Im Idealfall wird die Massage zu einer Meditation.

Während der Massage geht es um Aktivierung der Lebensenergie. Es geht um Entspannung und das Aufbauen und Halten der sexuellen Energie. Dadurch kann die Tantra Massage von einer ruhigen Entspannung bis hin zu einem ganz aussergewöhnlichen Erlebnis des Einsseins, der Ekstase und des Glücksgefühls führen.

Es geht in keinem Fall um den schnellen Lustgewinn oder gar eine sexuelle Dienstleistung!

Eine echte Tantramassage endet idealerweise mit dem “Big Draw”, einer Atemtechnik, die es erlaubt, die im Becken aufgebaute Energie über den ganzen Körper zu verteilen.

Tantramassage

Yoni Massage – Die Massage des Heiligtums der Frau

Der Begriff “Yoni” kommt aus dem Sanskrit und ist die Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsorgan.

Andere Kulturen gaben der Yoni sehr phantasievolle und poetische Namen. Aus der chinesischen Kultur stammen Begriffe wie “duftende Rose” oder “Lotusblüte”. Das Tantra nennt sie das “Jadetor” oder das “Mandala des Entzückens”. Aus diesen Bezeichnungen können wir noch die Verehrung fühlen, die die Menschen damals dem Tor des Lebens – der Yoni – entgegenbrachten.

Yonimassage

Leider kennt die deutsche Sprache kein verehrendes Wort für die Yoni. (Wahrscheinlich sind die schönen Worte auch im heutigen Indien und China in Vergessenheit geraten). Wir nennen sie bestenfalls lateinisch “Vagina” – und alle anderen gängigen Begriffe sind doch eher zweifelhaft bis verächtlich. Es sei denn, frau hat ihrem Heiligtum ganz insgeheim einen schönen Namen gegeben…

Tatsächlich ist die Yoni wie eine Blüte, die ihre Geheimnisse hat. Sie blüht oft im Verborgenen und öffnet sich langsam der liebevollen Berührung, so wie eine echte Blüte dem Sonnenlicht. Das ist das Wesen der Yoni Massage.

Liebevoll und achtsam

Immer mehr Frauen beginnen in der heutigen Zeit, sich die Lust und die Freude an der Sexualität (zurück-) zu erobern, ihre eigene sexuelle Identität zu entwickeln und den Zugang zu ihrer ureigensten sexuellen und Lebenskraft zu erforschen. Auf diese Weise können wir unsere eigenen persönlichen Wünsche und Vorlieben kennenlernen und sie in unser Leben integrieren. Wir übernehmen die Verantwortung für uns in einer leider immer noch von männlichen Wert- und Wunschvorstellungen und zielgerichteten Verhaltensweisen geprägten Sexualität, was letztlich auch unseren Beziehungen zugute kommt. Wir suchen die Erfüllung nicht mehr im Aussen, sondern zuerst in uns selbst.

Eine liebevoll und achtsam ausgeführte Yoni Massage kann ein Schritt auf dem Weg zu einer natürlichen, lustvolleren, entspannteren und erfüllten Sexualität sein. Diese Massage ist ein Angebot für Frauen, die die verschiedenen Aspekte der weiblichen Kraft auf ihre eigene Weise erforschen möchten.

Die Yoni ist ein Organ, welches alle Emotionen vorangegangener Erlebnisse speichert. Sie ist ein Muskel, der sich verspannen kann wie die anderen Muskeln des Körpers auch. Der Effekt ist leider, dass der Energiefluss gestaut oder unterbrochen ist. Einzelne Regionen verhärten sich und sind taub. Dies beeinträchtigt die Erlebnisfähigkeit und Lebendigkeit stark. All das kann zu erheblichen emotionalen, aber auch auf die Dauer zu gravierenden gesundheitlichen Störungen führen.

Somit bietet die Yoni Massage die Möglichkeit, sich mit unbewussten Schattenseiten, Tabuzonen, Angst, Unsicherheit und deren Ursachen auseinanderzusetzen. Sie hilft die Blockaden aufzulösen, die Energie des Beckens freier fliessen zu lassen und gespeicherte Erlebnisse sowie die dazugehörigen Gefühle zu befreien.

Lingam Massage – Die Massage des Heiligtums des Mannes

Der Begriff “Lingam” kommt aus dem Sanskrit und ist die Bezeichnung für das männliche Geschlechtsorgan. Aus vielen alten Kulturkreisen ist die Verehrung des männlichen Gliedes (Lingam, Phallus) überliefert. Alte indische Schriften bezeichnen ihn als das “Jadezepter” oder das “Schwert der Wahrheit”. Er hat seine eigene Weisheit, in der er beschliesst, ob er geruht sich zu erheben oder eben nicht.

“Mit nichts ist ein Mann so identifiziert wie mit dem Penis und dessen Verhalten. Er ist seine Bewährungsprobe, sein Stolz oder sein Untergang, seine Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zum Bund der Männer, sein Verbindungsglied zur Welt der Frauen, sein Kummerkolben, sein Prüfstock, seine Messlatte und sein Personalausweis.”
Dieter Duhm, Soziologe

Der Erfolgsdruck der Männer

Unser Alltag tut das Übrige. Männer sollen immer mehr in immer kürzerer Zeit erledigen, erreichen, schaffen; sie bringen Leistung! Dieses “Erledigen”, das Gut-Dastehen und das Fokussieren auf ein Ziel legt sich dann automatisch auch wie ein Schatten auf die Sexualität. So ist der Lingam einem enormen Erfolgsdruck ausgesetzt. Welche Frau kennt nicht den Satz “danach”: war ich gut?

Viele Männer in unseren Breitengraden haben nur den genitalen Orgasmus kennengelernt.
Oft ist die Muskulatur so verspannt, daß es der Beckenregion schwer fällt, in Ruhe die Energie aufzubauen und nach einer Zeit wieder zu entladen – es passiert viel zu schnell.

Im Tantra und bei der Lingam Massage geht es um nichts von alledem. “Mann” darf so sein, wie er gerade ist – er muss sich und anderen nichts beweisen und kann sich ganz fallenlassen. Er kann die Empfindungen geniessen, ohne damit “etwas tun” zu müssen.

Verschiedene Griffe während der Lingam Massage lösen unterschiedliche Empfindungen aus – und es ist völlig unerheblich, ob König Lingam dabei aufgerichtet ist oder nicht. Alle Reflexzonen des Lingams, die ringförmig von der Wurzel bis zur Spitze angeordnet sind, werden massiert. Dabei wird die Energie im Becken aufgebaut. Mit der Entspannung in diese Energie kann der ganze Körper an einer ekstatischen Erfahrung des Ganzkörperorgasmus teilhaben, die sich bis hinauf zur Schädelbasis und bis hinunter in die Füsse ausbreitet.

Massage

Männlicher Orgasmus

Dass es Probleme mit dem Orgasmus gibt, ist allgemein anerkannt, jedoch nur in Bezug auf die Frau: Der Mann ejakuliert, deshalb hat er einen Orgasmus. Dieses „deshalb“ ist überflüssig!

Die Ejakulation ist eine Sache, der Orgasmus eine ganz andere. Moderne Sexologen wissen das wohl, das grosse Publikum jedoch nicht. Der Durchschnittsmann ist erstaunt, wenn man ihm sagt, daß mindestens 90 Prozent der Männer keinen Orgasmus kennen. Weil die Ejakulation und die paar Sekunden davor der Gipfelpunkt seines sexuellen Erlebens sind, ist der Mann davon überzeugt, das sei nun der männliche Orgasmus. Hingegen weiss Tantra seit Jahrtausenden, dass die Ejakulation den Mann gerade vom wahren Orgasmus trennt, von jener sexuellen Ekstase nämlich, die in die höheren, kosmischen Bewusstseinsebenen führt. Die Ejakulation unterbricht abrupt diese Erfahrung, für die Frau ebenso wie für den Mann. Sagen wir es ganz deutlich: Wenn 90 Prozent der Frauen keinen Orgasmus haben, liegt das daran, dass 85 Prozent der Männer unter vorzeitiger Ejakulation leiden!

Definition: Unter vorzeitiger Ejakulation leidet jeder Mann, der nicht in der Lage ist, seine Ejakulation wenigstens so lange aufzuschieben, bis seine Frau nach einem oder mehreren Orgasmen befriedigt ist. Der Aufschub der Ejakulation allein beinhaltet jedoch nicht, dass der Mann zum wirklichen Orgasmus gelangt, auch wenn sein sexuelles Erleben intensiv und zufriedenstellend ist – aber es ist bereits ein Fortschritt.

Die Ejakulation versperrt den Weg zum männlichen Orgasmus und tötet das Begehren, den magischen Magnetismus, der das Paar auch ausserhalb des sexuellen Kontakts verbinden sollte. Mit dem Abschwellen des Lingam erlischt dieser Magnetismus und damit der Zauber der Vereinigung von Shiva und Shakti: Das Paar trennt sich, um sich in der Banalität des Alltags wiederzufinden, und das ist bedauerlich.

Tantra verspricht dem Mann unbegrenzte sexuelle Potenz, Erektionen, die so lange anhalten, wie seine Gefährtin und er es wünschen, die Fähigkeit zu zwei oder drei sexuellen Vereinigungen am Tag, ohne dass sein Verlangen nach der Shakti nachliesse. Diese Aussicht scheint ihm so verlockend wie seiner Partnerin, aber wenn man ihm den Preis dafür nennt – Verzicht auf die Ejakulation – dann vergeht ihm das Lachen, und er zieht ein langes Gesicht.
In der Tat erscheint uns der klassische Ablauf ganz natürlich und unvermeidlich. Ausserdem ist der Ejakulationsreflex, den wir seit Urzeiten in uns tragen, hartnäckig. Der Geschlechtstrieb wurzelt im unwiderstehlichen Trieb der Gattung, und die will überleben und sich fortpflanzen – daher die Ejakulation. Dieses konditionierte Verhalten wird durch die Erziehung verstärkt. Für Tantra ist die Ejakulation überflüssig, ausser natürlich für die Fortpflanzung. Dass der Mann sich jedoch sträubt, wenn man ihm vorschlägt, seine Konditionierung zu verändern und die zum Störfaktor erklärte Ejakulation zu vermeiden, ist nur verständlich. Auch wenn man die vom Tantra angestrebte Spiritualisierung des Sexus nicht in Betracht zieht, ist eine Verhaltensänderung schon allein für das gelungene Zusammenleben eines Paares erstrebenswert.

Zitat aus: Andre van Lysebeth, Tantra für die Menschen von heute

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